Nach dem „Schockbild“ vom letzten Mal geht es ähnlich weiter … ein wenig Braun – auch fleckig, versteht sich – und dann hellere Grautöne. Das Ganze sieht recht wild aus, bildet damit aber die Basis für das, was gleich kommt …
Bild 1: „Fleckwerk“ komplettiert
… die Spannung steigt … und jetzt kommt es!
Bild 2:“Schwester! Tupfer!“
Wir basteln uns selber einen Tupfer! So wie es in Bild 2 aussieht, mache ich das üblicherweise – es gibt sicher auch noch andere Möglichkeiten. In der Klemmpinzette klemmt hier ein Stück Schaumstoff aus einer Verpackung, etwa 1cm3 (also jeweils 1cm Kantenlänge … eh klar, oder?). Der Schaumstoff sollte nicht zu grob sein, und wenn es eine irgendwie behandelte Seite gibt, dann sollte die „Pinzetten-seitig“ sein (in Bild 2 ist die Seite rechts „wattiert“ … kann man durch etwas helleres Weiß dort erkennen).
Wer jetzt noch Lust hat, kann seine Frau, Freundin, … als Krankenschwester verkleiden und beim Basteln neben sich und den „Patienten“ stellen – dann kann man das rufen, was unter Bild 2 steht. Muss man aber nicht.
Bild 3: Die erste „Betupfung“
Ich tupfe hier gerne von Dunkel nach Hell … habe also mit einem etwas dunkleren Mittelgrau angefangen (die Krankenschwester neben Euch kann sicher den modisch exakten Namen des Farbtons benennen … bitte mir dann mitteilen … danke 😆 ).
Damit ist aber schon klar: Wir brauchen mehrere Tupfer! Für jede Farbe, die wir dann verwenden, einen (ok, mehrere Schaumstoffstücke – es reicht natürlich eine Pinzette).
Noch zum Tupfen selber … ich nehme hier einen Deckel (Plastik, Alu … egal … etwa von einem Marmeladenglas o.ä.) und gebe ein paar Tropfen Farbe darauf (auch hier bei mir wieder: Vallejo). Das Schaumstoffstück wird nun vorsichtig in die Farbe gestupft und anschließend daneben auf dem Deckel (wo kein dicker Farbtropfen klebt) „ausgestupft“ – dabei bewegt man den Schaumstoff etwas hin und her, dreht auch mal ein wenig nach links und rechts. Ziel sollte sein, dass auf und in dem Schaumstoff nicht zu viel Farbe ist und diese noch dazu halbwegs gleichmäßig verteilt. Ganz besonders muss man an den Kanten des Würfels aufpassen: Sammelt sich hier zu viel Farbe, dann hat man hinterher ggf. recht deutliche Striche an der Wand!
Letztlich tupft man dann … es sollte jetzt etwas mehr Farbe als beim Trockenmalen/Granieren („drybrushing“ … für die Coolen) auf die Wand kommen, die Farbschicht aber keinesfalls gleichmäßig deckend sein. Auch beim Tupfen auf die Wand „hüpft“ man hin und her und dreht mal ein wenig den Schaumstoffwürfel. Am besten fängt man erstmal mit gaaanz leichten Tupfern an und tupft dann – wenn es wirklich viel zu wenig Farbe auf den Putz schafft – etwas kräftiger.
Bild 4: Betupft, was das Zeug hält
Nach weiteren „Betupfungen“ bis hin zu einem recht hellen Grau, kommen die Wände wieder in einen Zustand, bei dem sich das Modellbauerherz beruhigt (ansonsten wirklich mal an die Krankenschwester wenden … falls sie noch neben Euch steht!).
Wie viele Schichten man hier aufbringt (bei mir sind es drei) und wie deckend die jeweils sind, hängt davon ab, wie „hinüber“ die Wand am Ende aussehen soll. Zu viele und heftige Flecken sind aber dann auch irgendwie zu viel des Guten – finde ich.
Das Tupfen „blendet“ die Farben dann – Kontraste sollten damit möglichst verschwinden, die Übergänge etwas fließend wirken.
Im nächsten Schritt wenden wir uns noch einmal den Rissen und Sprüngen im Putz zu. Mit sehr stark verdünntem Schwarz werden die noch einmal hervorgehoben. Hier sollte man sich vor allem um die Stellen kümmern, wo eventuell beim Tupfen das „Ritzenschwarz“ zu sehr gelitten hat. Auch kann man hier und da noch mit dem wenigen Schwarz in der Lasur zu helle Wandpartien etwas abdunkeln. Man kann sich dabei auch schon etwas Gedanken über das Altern des Gebäudes machen. Wo etwa die Wände feuchter sein könnten (also etwa am Mauersockel), wird die Wand wohl etwas dunkler wirken …
Bild 5: Nun sind Risse und Sprünge im Putz betont … einige schon sehr
Jetzt springen einem die Risse schon sehr stark in die Augen … speziell kann es durch die schwarze Lasur natürlich sein, dass etwas davon vom Riss aus weiter in den Putz rinnt, vor allem nach unten. Deswegen kommt noch einmal die zuletzt getupfte Farbe auf den Pinsel … ganz wenig, um hier solche „Macken“ auszubessern.
Nach diesem Schritt aber ich nicht mehr extra ein Foto gemacht … man sieht solche Arbeiten eigentlich nur, wenn man wirklich mit der Nase davor ist. Emmanuel Nouaillier nennt das „micro painting“ – das trifft es also sehr gut.
Bild 6: Und der aktuelle Stand … wie immer
Zuletzt – zumindest für heute – kommen jetzt die Stellen an die Reihe, wo der Putz schon abgebröckelt ist. Dadurch, dass wir jetzt nur noch an kleinen Stellen arbeiten, können wir hier mal mit der Farbgebung anfangen, ohne dass wir im nächsten Schritt wieder alles zunichte machen …
Beim Bayerhof kommen dazu eher dunkle Ziegel zum Vorschein, wo der Putz beröckelt, etwas hellere dort, wo für das neue, kleinere Tor die Wand etwas weiter gemauert wurde. Beim zugemauerten Fenster links sind es wieder andere, modernere und auch größere Ziegel, die verwendet wurden.
Und das soll’s auch schon wieder gewesen sein … zumindest für heute.