Manche Dinge ändern sich nie!
Eine Sache, die ich aus dem Geschichtsunterricht immer noch weiß, ist, dass wir früher alle Jäger und Sammler waren. Also … in der Regel war man Jäger oder Sammler. Dann kam schnell der Tauschhandel auf. Wer den ganzen Tag Beeren gepflückt hat, der möchte vielleicht zwischendrin am Abend auch mal eine saftige Mammuthaxe!
So ähnlich läuft das auch noch oft bei Modellbahnern – wobei ich hier zur Verteidigung anmerken möchte, dass es in meinem Freundes- und Bekanntenkreis Leute gibt, die Ähnliches tun … ohne Modellbahner zu sein.
Lange Vorrede … wenn ich „so zwischendurch“ etwas von einem Kumpel bekomme, dann zahle ich öfter in Naturalien. Bisher meistens quasi sogar tatsächlich, weil es dann irgendwelche (Modell-)Bäume gab. Das reichte von stattlichen Eichen über Baumstümpfe bis zu am Wegesrand liegenden Baumstämmen bisher. Ein wilder Tauschhandel!
Dieses Mal müsste ich einen ganzen Wald bauen … das kostet Zeit, ich werde meine Schulden niemals los … also eine andere Idee: Es gab da auf einem seiner Module noch einen freien Fleck. Hartnäckiges Nachfragen ergab, dass dort irgendwann mal ein Bauernhof (also, eher dessen Rückseite) entstehen soll – wie genau … „Ne, keine Ahnung …“.
Bild 1: Eine erste Idee … und gleichzeitig „Grobplanung“
Einen Tag später gab’s schon eine Skizze (Bild 1) und die Anfrage:“Statt Bäumen …?“. Die wurde akzeptiert. Also los!
Da ich immer mal wieder gefragt werde, wie ich genau meine Gebäude baue, und der Bauernhof ein recht übersichtliches Projekt ist (korrigiere! … zu sein scheint!), will ich hier mal Schritt für Schritt ein paar Dinge erklären. Also gleich zwei Fliegen, eine Klappe … passt!
Nach der Skizze kam natürlich die Vermessung … ein zu großer Bauernhof passt nicht an die gewünschte Stelle, ein zu kleiner sieht da blöd aus (und als Ganzes eh … Jäger und Sammler, Tauschhandel … da geht das nicht), … solche Dinge muss man vorher klären.
Die Hauptmaße habe ich dann mit einer Skizze auf einen Zettel geschmiert, den ich hier lieber nicht zeigen möchte. Erste Ideen für „Ein- und Anbauteile“ hatte ich auch – die müssen auch gleich abgemessen und berücksichtigt werden (wenn ein Tor eine gewisse Höhe hat, dann sollte der Bauernhof an der angedachten Stelle natürlich mal mindestens diese Höhe haben plus genug Platz nach oben für einen Sturz und vielleicht noch etwas weitere Wand). Auch Dinge wie Dachform und -neigung werden irgendwann spannend (entweder maßstäblich zeichnen oder – mein Weg – die Grundkenntnisse aus der Mathematik herauskramen: Sinus, Cosinus, Pythagoras).
Dann geht es los. Manches wird man später noch abmessen oder festlegen müssen, einiges nicht. Manches lasse ich – speziell bei solchen nicht allzu feinen und in die Jahre gekommenen „Gebrauchsgebäuden“ – auch erst einmal offen, damit es später ein wenig um- und angebaut wirkt.
Bild 2: Ein festes Fundament
Erster Schritt ist dann eine Art Fundament. Alle Abmessungen werden auf 1mm starkem Polystyrol angerissen, Linien geritzt und dann sauber gebrochen (ja, wirklich – PS bricht dann entlang der „Ritze“ in der Regel sauber und rechtwinklig ab). Außen herum und an Stellen, wo ggf. Innenwände stehen (oder auch einfach „so mittendrin“, um größere Flächen zu versteifen) klebe ich dann 2mm x 2mm PS-Profil.
Das Ganze Fundament ist damit 3mm hoch und kann gut in den umgebenden Modulboden (ggf. Fliesenkleber, Erde, Unkraut, Gras) eingesetzt werden.
In diesem Fall sieht man im linken Teil noch eine 2mm starke Platte aus PVC-Hartschaum, in die Pflaster geritzt ist. Hier kommt später ein Tor in die Wand, das ein wenig offen steht. Und da möchte man natürlich lieber Pflaster (und/oder Beton … nur als Beispiele) sehen als weißes Polystyrol.
Bild 3: Erste Wände aus PVC-Hartschaum
Wände schneide ich in der Regel aus 2mm starkem PVC-Hartschaum. Die 2mm (oder jede andere Wanddicke) muss natürlich berücksichtigt werden, wo Wände zusammenstoßen. In diesem Bereich werden die Wände später verputzt – daher stoßen sie hier stumpf aneinander (wobei die Giebelwand bis zur Ecke reicht – klar soweit?).
PVC-Hartschaum ist nicht ganz so leicht zu schneiden wie Polystyrol – ok, 2mm sind auch mehr als 1mm bei der Bodenplatte des Fundaments. Dann und wann ist hierbei auch eine neue Klinge nötig – ich nehme hier ein ganz normales Abrechklingenmesser – vulgo „Cutter“ – aus dem Baumarkt.
Auf dem PVC-Hartschaum ist auf der einen Seite eine blaue Schutzfolie – die sollte man spätestens vor dem Verputzen der Wand abziehen 😆
Im unteren Bereich des linken Giebels springt die Wand etwas heraus. Hier ist ein Stück des 2mm-PVC durch eines mit 3mm Dicke ersetzt.
Bild 4: Erste Stellproben mit Ein- und Anbauteilen
Ob man erst alle Wände ausschneidet und dann die Öffnungen für Fenster und Türen hereinschneidet oder das gleich tut, wenn ein Wandstück zugeschnitten ist (oder gar beide Varianten mischt!), ist eigentlich ziemlich egal. Ich mache es mal so, mal so …
Hier wollte ich auch frühzeitig Fotos machen und dem späteren Eigentümer des Bayerhofes zuschicken. Also sind gleich Löcher in die Wände gekommen.
Was man ab Bild 3 noch sieht: Ich baue immer mal wieder das Gebäude provisorisch mit kleinen Stücken Kreppband zusammen. So merkt man, ob alles soweit passt, und sieht, ob es so wird, wie man es sich vorgestellt hat … und anderen als Skizze geschickt hat 😉
Bild 5: Nicht überall landet Putz auf der Wand
Im auf Bild 5 rechten Teil des Hofes sind die Wände nicht verputzt, sondern bestehen aus behauenen Steinen (unten) und Holz. Der untere Teil der wand besteht wieder aus 2mm dickem PVC-Hartschauen, in den die Struktur der Steine geritzt wird. Anschließend habe ich mit einer (Stahl-)Drahtbürste darauf eingedroschen … so sieht die Oberfläche aus wie bei behauenen Steinen. Diese Wände sind an der Ecke auch nicht stumpf aneinander gesetzt, sondern auf Gerung, damit sich an der Ecke saubere Steine ergeben (was man natürlich beim Einritzen berücksichtigen muss.
Auch dort, wo Putz auf die Wand kommt, soll hier und da etwas vom Mauerwerk zu sehen sein. An diesen Stellen muss man natürlich ebenso im PVC herumritzen – je nach Art des Mauerwerks mehr (kleine Backsteine) oder weniger (große, behauene Steine) und mehr oder weniger genau.
Bild 6: Und wieder ritzen …
Im oberen Teil wird in 0,5mm Polystyrol eine Bretterstruktur geritzt. Klar: Es gibt fertige „Bretterplatten“, aber die sind für so einen alten Schuppen eines Bauernhofes zu gleichmäßig.
Auf jeden Fall – auch bei gleichmäßigen Platten – ritze ich dann noch (etwas weniger tief) eine Holzmaserung ein. Dann kommt wieder die Drahtbürste zum Einsatz: Sie säubert die Ritzen und schafft selber noch einmal ein wenig Struktur.
Bei einigen Bretterritzen habe ich hier das Ganze noch einmal wiederholt, um tiefere und ungleichmäßigere Ritzen zu erhalten. Man kommt dabei (bei 0,5mm dickem Ausgangsmaterial) eventuell sogar einmal „durch“ … aber das macht eigentlich nichts. Auch bei echten, alten Holzschuppen o.ä. kann man ja hier und da doch durch Ritzen schauen.
Für das Ritzen in PS und das Prägen im Hartschaum nutze ich eine Nadel. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, ob die wirklich von einem Werkzeug-Lieferanten ist (Fohrmann eventuell?) oder von einem dieser Stände, die auf Messen Scheren, Feilen, Zahnarztwerkzeug usw. verkaufen. Wichtig ist, dass das Teil gut in der Hand liegt …
Oben und unten sind dann quer noch 2mm x 2mm Polystyrol-„Balken“ auf die Innenseite gekommen, um der Wand Stabilität zu geben, sie besser auf den Steinen montieren zu können (noch nicht) und – das merkt man, je länger man an der Bretterstruktur arbietet – um sie halbwegs gerade zu bekommen. Wenn man immer nur auf der Außenseite Ritzen in das PS einbringt, dann beginnt sich dieses irgendwann zu biegen, ja fast aufzurollen. Und das hilft natürlich nicht unbedingt, wenn man eine doch halbwegs gerade Wand damit bauen möchte.