Vom Tarnen und Täuschen

In einem früheren Beitrag gab es ja einiges vom diesjährigen FREMO Localbahntreffen in Schönau zu lesen … und zu sehen. Und damit sind wir schon beim Thema, das seit diesem Treffen in mir gearbeitet hat: Sehen.

Die Schönauer Schleppbahn war ja im Arrangement quasi ein „Anhängsel“ des Bahnhofs Bierbaum. Das ist an sich eine prima Sache, weil der Bahnhof sicher gut geeignet ist, um eine Schleppbahn mit Wagen zu füllen (bzw. von ihr Wagen aufzunehmen).

Nun hörte ich aber schon nach kurzer Zeit vom jeweiligen Fahrdienstleiter des Bahnhofs ein: „Ah … ok, ab den Weißen kommen die Wagen also zu Dir!“, wenn sich am Horizont ein Güterzug in Richtung Bierbaum ankündigte.

Klar, „die Weißen“ sind die Kühlwagen, die frisches Obst und Gemüse – in der Regel in einem Hafen angelandet aus dem fernen Süden – zum Großmarkt bringen. Kein anderer Bahnhof im Arrangement – schon gar nicht Bierbaum – hat während dieses Treffens Kühlwagen empfangen (ich hätte zumindest keinen weiteren gesehen) … nicht voll wie bei der Schönauer Schleppbahn, aber auch nicht als Leerwagen.

Und so ein weißer Wagen – noch dazu schachtelfrisch – sticht natürlich aus der Masse der anderen, meist brauen, manchmal auch grauen oder schwarzen Güterwagen heraus. Ist so.

So … und das hat seit dem Treffen in mir gearbeitet. Dagegen muss man etwas tun … also, gegen die so herausstechenden, weil schachtelfrischen Kühlwagen! Da ich ja vor dem Treffen schon ein wenig an dem einen oder anderen Güterwagen geübt hatte, kam nun der Entschluss: Kühlwagen altern!

Das Vorgehen war im Prinzip das gleiche wie bei den beiden vorherigen Wagen, nur: Während Alterungsspuren auf dem doch eher dunklen ÖBB-Güterwagen-Braun eher unauffälliger werden, wenn man sie mit Klarlack fixiert, muss man mit sowas bei den weißen oder (hell-)cremefarbenen Kühlwagen nicht befürchten … oder eben hoffen. Also gaaaaanz vorsichtig rangehen an die Sache!

Bild 1: Ein gealterter Kühlwagen von Brawa

Die „Mittelchen“ zur Alterung sind wieder die gleichen: Farben und Washes von Vallejo und PanPastels. Mehr nicht. Inzwischen haben aber noch ein paar Alterungsstifte von AK Interactive ihren Weg zu mir gefunden.  Ich hoffe, dass damit Verlaufspuren wie in Bild 1 unterhalb des Rostflecks an der rechten Seite der Stirnwand noch feiner und besser gelingen. Doch dazu vermutlich später.

Bild 2: Dachansicht

Im Großen und Ganzen bin ich aber zufrieden. Die Wagen gewinnen ungemein und es hat – wieder mal – großen Spaß gemacht, mit „Dreck“ um sich zu werfen (quasi)!

Bild 3: Der Vergleich … vorher …

Und wenn man nun Bild 3 (Werkspoor Kühlwagen der NS von Artitec, frisch aus der Schachtel) mit Bild 4 (dito, patiniert wie beschrieben) vergleicht, dann sticht das Weiß des Kühlwagens ja nun wirklich nicht mehr so heraus, oder?

Bild 4: … und nachher

Auch Wagengruppen – also mehr als ein „Weißer“ – sehen jetzt nicht mehr aus wie eine weiße Wand … oder die Wäscheleine aus der Waschmittelwerbung im Fernsehen …

Bild 5: „Fetzen-Karl“ kommt mit gleich drei leeren Kühlwagen vom Großmarkt dahergerumpelt

Zu guter Letzt noch der direkte Vergleich von vorher und nachher. Also ich denke: Mission „Tarnen und Täuschen“ erfüllt. Klar, es gibt einige Patinierungs-Gurus da draußen, aber mir gefällt es für den Anfang mal. Und Übung macht ja bekanntlich den Meister … ein paar „Weiße“ habe ich da ja noch als Übungsobjekte!

Ein Kvmm der ÖBB (4) – Schluss jetzt!

Nun muss aber mal Schluss sein … also, mit dem Herumgewerkel am Kvmm. Das Thema zieht sich hier ja schon länger …

Im letzten Beitrag ging es ja um den entscheidenden Vergleich mit dem großen Vorbild. Alles konnte ich nicht entsprechend am Modell ändern – das wäre eine komplette Neukonstruktion gewesen -, aber die Griffstangen sind jetzt eher die des Kvmm als die des offenen Wagens, auf dessen Basis das Modell bei Much entstanden ist. Wirklich fuchsen tun mich die sehr klobigen Leitern an den Stirnwänden … aber damit muss ich wohl leben.

Zwischenzeitlich war mir übrigens dann aufgefallen, dass ich die Puffer ohne Puffersockelplatten eingeklebt hatte … kann passieren, sollte aber nicht. Durch den Tip, das Modell einfach in’s Wasser zu legen, weil der Sekundenkleber Wasser zieht und dann eventuell (!) bröselig wird, konnten sie dann doch noch mit angebaut werden, die Puffersockelplatten.

Wie vor einigen Tagen beim Gld bin ich auch hier wieder mit diversen Acrylfarben und PanPastels aktiv geworden. 

Bild 1: Nun ist er endlich fertig …

Blöderweise hat man bei Much anscheinend eine Aufreibebeschriftung verwendet und die nicht hinterher mit Mattlack geschützt – jedenfalls ist durch das vorsichtige (!) Abkleben ein wenig was an Beschriftung verschwunden. Sieht man gottseidank nicht mehr so arg durch die Alterung. 

Zu allem Übel ist mir beim abschließenden Wiedereinsetzen der Kupplungsköpfe eine Kupplungsdeichsel gebrochen. Noch etwas, was dann wieder in Ordnung zu bringen war.

Alles in allem eine ziemliche Plackerei … hätte ich das am Anfang geahnt! Aber es hat sich doch irgendwie gelohnt … oder?

Zwischendrin … Leipzig? Nein: Österreich!

In einem plötzlichen Anflug von Aktionismus habe ich vor dem kommenden FREMO-Treffen in Schönau noch ein paar Wagen fertig machen wollen. Ich hatte mir mal das Ziel gesetzt, pro FREMO-Treffen wenigstens einen zusätzlichen (Güter-) Wagen FREMO-tauglich zu machen.

Jetzt war das letzte Treffen 2019 und ich habe in der Zeit seitdem nur ein paar „Fensterwagen“ (darunter einen Postwagen,  zählt der eventuell auch?) hergerichtet. Nicht viel, nicht im Dreijahresplan … ab in die Ecke und schämen! Pfui!

Nun, der hier schon besprochene Kvmm der ÖBB (siehe hier, hier und schließlich auch hier) ist inzwischen auch fertig – nun ja: fast! Aber das ist ein anderes Thema und wird hier demnächst behandelt werden … – also fehlen noch mindestens zwei Güterwagen.

Neben einem EUROP-Gm 39 von Exact Train (einfach nur Umnummern und RP25) … also fehlt noch einer … ist mir dann ein Gld der ÖBB in die Hände gefallen. Schwerer Fehler! Da kam dann mal wieder eines nach dem anderen … und zum guten Schluss ist mir ganz am Schluss beim Einstecken des Kupplungskopfs noch eine Kupplungsdeichsel abgebrochen und musste repariert werden. Das nur nebenbei …

Warum raunze ich jetzt schon wieder? Der Wagen ist doch als Modell eigentlich recht fein? Naja, es begann mit der vagen Frage in die Expertenrunde (hier: Kleinbahnsammlerforum), ob der Wagen um 1960 denn auch schon ein Blechdach bekommen hatte wie so viele Wagen bei der ÖBB. Nun, diese Frage konnte nicht abschließend geklärt werden – es gab ein Foto mit Blechdach aus den 70ern und die Meinung, dass die Wagen in den 50ern doch recht frisch aus ehemaligen Hilfspersonenwagen  MCi hergerichtet wurden und daher wohl nicht so schnell so ein neues Dach bekommen hatten. Nun, bleibt das Dach halt, wie es ist.

Dafür zog jedoch Karl (aka „Notbremse“) einen Plan der Umbauten aus der Tasche … Auweia! Da ist ja einiges anders als beim Roco-Modell, das vermutlich einfach ein DB-Wagen in ÖBB-Lackierung und -beschriftung ist. Also frisch an’s Werk … es ging los (in Klammern steht jeweils, woher das nötige Material für den Umbau gekommen ist … also, bei mir):

  • Entfernen der Halter für die Schlusssignale, dafür neue Schlusscheibenhalter wie bei der ÖBB üblich anbringen (PS-Stäbe).
  • Entfernen der Tritte zu den Schlusssignalhaltern.
  • Entfernen der angespritzten Griffe (zumindest der an den Wagenkastenecken … die ganz kleinen an den Türen habe ich gelassen, wie sie sind) und Anbringen von neuen, feinen Griffen (Fedes Restteile, aus Draht biegen geht aber genau so gut).
  • Entfernen aller Rangiertritte und Anbringen von neuen, feineren (Weinert) jeweils nur „rechts vorne“.
  • Entfernen der Bremsumstellhebel und Anbringen von neuen, feineren (Weinert).
  • Kupplergriffe unter den Puffern anbringen (AW Lingen).
  • Entfernen der diagonalen Verstrebung je Tür, Fugen nachritzen und eine neue, senkrechte Strebe anbringen (AW Lingen).
  • An den Stirnseiten je zwei diagonale Streben zusätzlich anbringen (AW Lingen).

Damit war ich dann fertig. Eigentlich hatten die Wagen nach Plan noch eine zusätzliche Lüftungsöffnung je Seite, und die vorhandenen Lüftungs- und Ladeöffnungen müssten wohl eigentlich noch die Position tauschen, aber das war mir dann doch etwas zu viel.

In meinem Übermut habe ich dann gedacht, dass ich ja an dem eher günstig bekommenen Modell doch auch mal das Altern ausprobieren könnte. Ich hatte das ja schon hier und da mal getan mit Acrylfarben, jetzt wollte ich die schon länger in der Schublade lauernden PanPastels testen.

So ist mit Acrylfarbe (Dach, erst tupfend, dann lasierend) PanPastels (eigentlich überall) und losen Pigmenten und ganz viel mattem Klarlack ein noch nicht ganz verrotteter gedeckter Güterwagen entstanden.  

Bild 1: Der fertig (?) umgebaute und gealterte Gld

Ich bin jedenfalls mal halbwegs zufrieden. Es ginge sicher hier und da noch besser … das kommt dann beim nächsten „Opfer“ … oder beim übernächsten …

Die PanPastel sind jedenfalls wirklich gut zu verarbeiten in meinen Augen (also, ich arbeite damit nicht in meinen Augen!) und ihren Preis sicher wert. Sooo viele verschiedene Farben braucht man ja für die meisten Güterwagenarten nicht. 

Und mit drei Wagen habe ich jetzt wohl auch den Dreijahresplan für das kommende FREMO-Treffen in Schönau erreicht!

Carro Aperto Tipo L bzw. LL der FS von ATM

Mal wieder eine Produktempfehlung … weil man manche schöne Dinge ja nur findet, wenn man durch Zufall darauf stößt … oder über jemand anderen davon erfährt.

Wie gehabt. Es soll um eine Produktvorstellung gehen – keine langen Vergleiche mit dem Vorbild oder sowas. Dazu kenne ich mich – speziell an dieser Stelle – auch viel zu wenig mit den Vorbildern aus!  

Ausländische Fahrzeuge sind in unseren Zügen ja immer ganz beliebt, bringen sie doch Abwechslung (wenn man nicht gerade zig Wagen mit mehr oder weniger vorbildfreien Werbebeschriftungen besitzt) in das „braune Allerlei“ – braun natürlich, weil es hier um Güterwagen gehen soll. Speziell interessant finde ich – wohlgemerkt: in der Epoche III modellbahnerisch daheim! – italienische Wagen. Irgendwie wirken sie exotisch und modern … über die Breite von Bretterfugen oder -furchen muss man da in der Regel gar nicht mehr nachdenken … und die Achsstände sind teilweise schon gigantisch … nun ja … genug Begeisterung für’s Erste!

Die durch ihr Spitzdach noch etwas exotischeren geschlossenen Wagen sind ja nun schon einige Jahre in mehreren Varianten und von mehreren Herstellern zu haben (und als typische „Obst-Transporteure“ der Epoche III auch immer wieder Gast an der Schönauer Schleppbahn). Bei den offenen gab es einen recht fein gemachten, sehr kurzen Typ bei Klein Modellbahn und … das war’s dann auch sehr lange (lässt man mal teure Kleinserien oder schwer zu bekommende Modelle außer Acht). ACME ist jetzt bei den offenen angekommen, aber bisher immer in der (für mich) falschen Epoche oder in Sets mit noch mehr geschlossenen Wagen (sie ich schon genug habe), noch dazu teilweise in Varianten, die man m.E. außerhalb Italiens nicht wirklich nutzen kann.

Durch Zufall bin ich jetzt auf den italienischen Hersteller ATM gestoßen, der einige sehr interessante Wagen der FS – speziell Güterwagen – im Programm hat. Durch das Internet ist ja heute auch eine Bestellung in Italien kein Problem mehr … also habe ich es mal gewagt …  

Bild 1: Carro Aperto Tipo L (1959) Con Garitta … also ein offener Güterwagen des Typs L von 1959 mit Bremserhaus
Bild 2: Ein Blick auf die Bremserbühne mit Bremserhaus
Bild 3: Das Wageninnere

Alles in allem also ein recht fein gemachter Wagen … ich würde sagen: „state of the art“. Klar, es gibt Firmen, die Feineres mit noch mehr Details liefern … aber dann kostet so ein Wagen auch nicht die knapp 35 Euro, die ich für diesen Tipo L bezahlt habe. Die Wagenaußenseiten sind ordentlich gemacht, die Innenseiten nicht so detailliert (wobei sich die Frage stellt, was in einem offenen Wagen aus Stahl auch groß an Detail sein sollte?), die Bedruckung ist m.E. wirklich gut gemacht.

Sehr nett auch von ATM, dass hier Wagen des EUROP-Pools zu haben sind … viele Hersteller sehen ja irgendwie nicht, dass mit solchen ggf. auch eher ausländische Modellbahner zugreifen, weil der Wagen damals frei in den EUROP-Ländern verwendet werden konnte (quasi wie ein „Inländer“).

Den Tipo L gibt es übrigens auch als Wagen ohne Bremserhaus … falls jemand die Abwechslung sucht.

Bild 4: Carro Aperto Tipo LL (1956) … also ein offener Güterwagen des Typs LL von 1956

Beim Tipo LL dann kein EUROP … soweit ich das überblicke (wie gesagt: kein Experte in Sachen Güterwagen der FS) waren diese aber auch nicht im EUROP-Pool (analog den gedeckten F, die es im EUROP-Pool gab, den langen FF aber nicht). Aber der Wagen gefiel mir irgendwie (ein Wahnsinns-Achsstand … oder?) … und irgendwas wird der schon von Italien herankarren dürfen! Außerdem: Ein schönes Modell unter 30 Euro!

Innen sieht er übrigens so aus wie der L, es gibt jedoch keine Andeutung der Türen (also alles glatt).

Beide Wagen rollen übrigens leicht und sind sauber verarbeitet.

Fazit für mich: Zwei schöne und interessante Wagen (der EUROP-L auch wirklich fast überall einzusetzen) zu fairen Preisen. Mal sehen, was da bei ATM noch so alles kommt …

Update 8.12.2024

Inzwischen ist mir der Carro Aperto Tipo L wieder in die Hände gefallen – im Bestreben, mehr und mehr Wagen gealtert einsetzen zu können.

Ich  meine, er macht auch so eine gute Figur. Realistische Farbe ist eben mindestens so wichtig wie stimmige Details und Feinheiten!

Bild 5: Der gealterte L zusammen mit einem F des Herstellers A.C.M.E. (ebenfalls gealtert)

Zusammen mit einem geschlossenen Spitzdachwagen (Modell von A.C.M.E.) passt das richtig gut … finde ich jedenfalls.

Bild 6: Die Sache mit dem „besenrein“ muss man dem Lehrling wohl noch einmal erklären … der Wagen hatte Koks für die Gießerei geladen

Benutzt habe ich wieder Washes und Pigmente – Letztere vor allem in Form von PanPastel.